Montag, 18. Januar 2010

Taxi driver from Hell

Nachdem ich diesen Eintrag gelesen habe, musste ich spontan an meine eigenen Erfahrungen mit oben genannter Spezies denken. Und das sind nicht unbedingt die Positivsten: Beruflich bin ich genötigt, mehrmals im Jahr mit dem Flugzeug das Land zu verlassen. Vor einigen Jahren war dass einfacher, rein ins Auto und ab zum Flughafen. Nach einem unschönen Zusammentreffen eines Fahrzeuges mit einem LKW wurde dies jedoch untersagt, es sollte von nun an mit einem Taxiunternehmen gefahren werden, dessen Fahrzeugflotte größtenteils von (Früh-) Rentnern gesteuert wird. Dabei hatte ich es schon mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun, so z.B.:


Der Dicke:
Einer der Ersten, mit dem ich fahren durfte, war ein unglaublich korpulenter Herr Ende 50. Er war freundlich und mitteilsam, wie bei Taxifahrern im Allgemeinen üblich (zumindest das letztere) aber leider auch unglaublich kurzatmig. Wenn er einen vom Gate abholte japste er derartig nach Luft, dass man fast in Versuchung kam, den Notarzt zu alarmieren. Auch ließ sein Fahrstil ein wenig zu wünschen übrig, da er es offensichtlich als unhöflich betrachtete, denjenigen mit dem er spricht nicht anzusehen. Eine durchaus positive Prämisse, die jedoch leicht ins Auge gehen kann, wenn man mit 180 Sachen über die Autobahn jagt. Weiterhin konnte er das Fahrzeug nahezu ausschließlich binär bedienen, d.h. Vollgas/Standgas, Vollbremsung/Rollen lassen, Lenkrad voll rechts/Lenkrad voll links. Na ja, so kann man das Sicherheitsgefühl, dass man sonst in einer E-Klasse hat, auch zunichte machen.


Der stolze Opa:
Alle Verwandtschaftsverhältnisse werden detailliert vor einem ausgebreitet. Das Ansehen von Fotos der Enkel und Urenkel wird nur dadurch vermieden, dass er bei der unglaublichen Geschwindigkeit von 130 auf einer freien Autobahn mit der Nase quasi an der Frontscheibe festgewachsen ist.


Der kleine Nazi:
Er flucht auf Gott und die Welt. Laut ihm sind ausländische Mitbürger allesamt Verbrecher und “Ossis” sind faule Sozialschmarotzer. Über Letzteres hielt er in einem halbstündigen Monolog der mit der Frage endete, wo ich denn herkäme. Mit der Antwort: “Aus Brandenburg!” hatte er wohl nicht gerechnet denn das Letzte was ich von ihm hörte, war das Geräusch seines herunterklappenden Unterkiefers.


Der Rechthaber:
Ich bin pünktlich gelandet und stehe am Gate. Nach 15 Minuten rufe ich die Zentrale an die ihn dann zum Gate schicken will. Kurz darauf kommt er dann an und faucht mich wutentbrannt an, wieso ich denn nicht zum “Meeting-Point” komme. Das wäre doch so üblich. Meine, in der gleichen Tonart vorgebrachte Erwiderung, dass ich bis dato immer am Gate abgeholt wurde und nicht zum ersten Mal mit seiner Firma verkehre brachte ihm wohl wieder ins Gedächtnis, wer denn der Kunde war. Dennoch durfte ich die gesamte Fahrt sein gesundes Halbwissen genießen. Verabschiedet wurde ich mir den Worten: “Und nicht vergessen, das nächste Mal direkt zum “Meeting-Point”.


Der Bubi:
Letztens hatte ich dann das Vergnügen von der jungen Generation dieser Firma nach Hause chauffiert zu werden. Der junge Mann kam zunächst zu spät, was aber nicht so schlimm war, da ich ja sowieso erst auf der Suche nach dem oben angesprochenen Treffpunkt war. Als ich dann feststellen musste, dass ich schon mehrmals daran vorbei gelaufen war, stand er auch dort. Im Auto angekommen, versuchte er dann, mir ein Gespräch ans Knie zu nageln. Meine präzisen und äußerst knappen Antworten schienen ihn dann doch erkennen zu lassen, dass ich an einem Gespräch nicht wirklich interessiert war. Nach einer Weile hatte ich den Eindruck, dass ihm die schweigsame, massige, dunkel gekleidete Gestalt auf dem Beifahrersitz doch unheimlich wurde, denn er beschleunigte kontinuierlich. Nun ja, zumindest weiß ich jetzt, wie schnell doch so eine Touran - Familienkutsche sein kann.


Aber nicht alle sind so extrem. Es gibt auch viele, die noch eine gewisse Sensibilität besitzen und spüren, dass der Gast der Freitags um 11 Uhr abends am Flughafen in ihr Taxi steigt nicht mehr unbedingt das blühende Leben ist und dann die Klappe halten. Und dafür bin ich dankbar.

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